Ein neues Kapitel in der Erfolgsgeschichte der HWK-Gärtnerei

Es ist 1985. Mitten in der Nacht trabt Schäferhund Nina über das Gelände des ehemaligen Familienbetriebs Borlinghaus in Grötzingen. Kurz zuvor ist der Alarm im Schlafzimmer ihres Halters angesprungen – es gibt eine Störung bei der Heizung im Gewächshaus. Also heißt es für den Hausmeister raus aus den Federn und los zur Pflanzenrettung.

Seit einem Jahr arbeitet nun schon eine neue Truppe auf dem Gelände der Gärtnerei. Neben dem Hausmeister, der in das dortige Wohnhaus eingezogen ist, gibt es 16 Mitarbeitende, die sich dem Projekt „HWK-Gärtnerei“ verschrieben haben. Im Laufe der Jahrzehnte wird das Projekt wachsen und gedeihen. Bald gibt es auch Veranstaltungen, wie den Fensterblümlesmarkt, die sich rasch etablieren.

März 2024: Gewächshäuser sieht man aktuell keine. Dafür viel ungenutzte Fläche und einen Bauzaun. Gibt es die Gärtnerei noch? JA! Das Schild am Zaun verrät Details. Seit Juli 2023 wird hier abgerissen und umstrukturiert. Die alten Gewächshäuser sind schon gewichen, die Entwürfe für den Neubau sind gemacht, die Baugenehmigung liegt vor. Sobald der Brandschutz sein OK gibt, kann es losgehen mit dem Neubau. Das Team freut sich schon darauf, im Herbst endlich wieder Kunden in der Gärtnerei begrüßen zu dürfen.

Es war kein einfacher Winter für die mittlerweile 40 Mitarbeitenden in der Gärtnerei. Den ganzen Tag unter offenem Himmel zu arbeiten, war eine Herausforderung, vor allem im Dauerregen. Da war jede Aufwärmpause bei einer Tasse Tee im dafür aufgestellten Baucontainer mehr als verdient. Vieles konnte ohne den Schutz der Gewächshäuser nicht wie gewohnt angebaut werden. Zierpflanzen werden auch aktuell noch zugekauft. Aber man hat sich beholfen und die Zeit kreativ genutzt. So sind wunderbare neue Deko-Artikel entstanden und die Gärtnerei ist mittlerweile auf Instagram aktiv und hält dort ihre Kunden auf dem Laufenden. Außerdem gibt es seit Oktober 2023 einen zusätzlichen, vierten Marktstand auf dem Rathausplatz in Grötzingen.

Und jetzt ist der Frühling da. Die ersten Salate werden angebaut und auf rund 200 qm werden Stauden geteilt und frisch getopft. Über 60 verschiedene Stauden sind im Sortiment und gerade ist neues Saatgut der Aktion ‚Tausend Gärten – Tausend Arten‘ eingetroffen. Ab Herbst ergänzen die Wildstauden dieses vom Bund geförderten Projekts das Zierpflanzen-Angebot der Gärtnerei. Damit das möglich ist, heißt es aber erst einmal: Aussäen, pikieren, Geduld haben und schließlich Pflänzchen eintopfen.

Während die Pflanzen wachsen, entsteht auch der Neubau. Dort wird es künftig wesentlich mehr Platz für Kunden geben. Diese können dann nach Belieben durch den geräumigen Verkaufsbereich schlendern und in Ruhe ihre Ware auswählen. Ob Pflanzen für den Garten, Zimmerpflanzen, Floristik oder Gemüse – im neuen Verkaufsgewächshaus kann dank zweier Klimazonen alles integriert und angemessen präsentiert werden. Die heute ausgesäten und getopften Stauden finden dann im Außenverkaufsbereich ihr neues und pflanzengerechtes Zuhause.

Neben dem Verkaufsbereich wird natürlich auch die Technik modernisiert. Die gut gedämmten Häuser und die neue Heizungstechnik ermöglichen künftig eine bessere Klimasteuerung und damit einen geringeren Energieverbrauch. Dank der Regenwassersammlung können Pflanzen mit dem gegossen werden, was vom Himmel kommt, was den meisten besser bekommt. Und die neuen Tische für Ebbe- und Flutbewässerung sorgen dafür, dass kein Tropfen verschwendet wird. Auf den Tischen wird das Wasser kurz angestaut und läuft anschließend zurück in Becken unter den Tischen, sodass es beim nächsten Gießvorgang wiederverwendet werden kann.

Den zunehmend heißen Sommern begegnet man mit Schattierung in allen Gewächshäusern. Diese sind zudem wesentlich höher als die alten Häuser, was im Kampf gegen die Hitze ebenfalls hilft. Und für die Mitarbeiter der Gärtnerei gibt es weitere positive Veränderungen. Sie können künftig entscheiden, ob sie ausschließlich in der Produktion oder auch im Verkauf arbeiten möchten. Denn nicht jedem liegt der Kontakt mit Kunden und so ist es für einige eine Erleichterung, sich im abgetrennten Produktionsbereich voll und ganz auf die gärtnerische Arbeit zu konzentrieren. Wer Teil der Verkaufsgruppe sein möchte, kann sich hingegen aktiv dafür bewerben.

„Ausdauer und Entschlossenheit sind zwei Eigenschaften, die bei jedem Unternehmen den Erfolg sichern“, wusste schon Leo Tolstoi. Und so setzt sie sich fort, die Erfolgsgeschichte der HWK-Gärtnerei. In neuen Gebäuden, mit neuen Ideen und mit der unermüdlichen Geduld und dem Einsatz der Mitarbeitenden.

Foto: Tatjana Schäffner