Am 16. November 2023 wurde Svenja Schlee, Beschäftigte der Hagsfelder Werkstätten & Wohngemeinschaften Karlsruhe gGmbH (HWK), zum zweiten Mal in den Beirat für Menschen mit Behinderung (BMB) der Stadt Karlsruhe gewählt.

Svenja Schlee wurde 2018 von der Lebenshilfe Karlsruhe, Ettlingen und Umgebung e.V. zum ersten Mal als Kandidatin für den BMB aufgestellt, um die Gruppe der geistig- und mehrfachbehinderten Menschen zu repräsentieren. Nach erfolgreicher Wahl übernahm sie damals die Position als Stellvertreterin. Nach ihrer Wiederwahl 2023 ist sie nun stimmberechtigtes Mitglied. Bei ihrer Arbeit unterstützt sie eine Assistentin, die sie zu den Sitzungen begleitet, ihr bei der Vor- und Nachbereitung hilft und bei Bedarf in Leichte Sprache übersetzt.

Als Rollstuhlfahrerin liegt ihr besonders das Thema Barrierefreiheit am Herzen, daher ist Schlee Mitglied in der Arbeitsgruppe Barrierefreiheit und Wohnen. Wichtig ist ihr auch das Thema Leichte Sprache; da wünscht sie sich „dass man mehr dafür tut, Texte generell leicht verständlich zu machen.“

Auf die Frage, warum sie sich nach fünf Jahren erneut hat aufstellen lassen, meint die 28-jährige: „Weil ich weiterhin die Interessen von Menschen mit Behinderung vertreten möchte. Und weil es für mich persönlich in meinem Umfeld noch einige Projekte gibt.“

Damit ist beispielsweise die Absenkung des hohen Bordsteins vor dem Haus gemeint, in dem sie in einer Wohngemeinschaft lebt. „Das hatte ich in der letzten Legislaturperiode schon angestoßen, da hat sich aber bis heute nichts getan.“ Aber Schlee beweist Ausdauer: „Da will ich dranbleiben.“

Sie selbst beschreibt sich so: „Ich kann lesen und viele Dinge gut verstehen. Ich kann mich gut ausdrücken, aber ich kann mir Dinge nicht gut merken.“

Svenja Schlee arbeitet seit 2014 in der HWK-Betriebsstätte Neureut. Neben ihrem Engagement im Beirat ist sie aktives Mitglied im Deutschen Alpenverein und nimmt auch an Wettbewerben im Paraclimbing teil. Sie wünscht sich, dass man Menschen mit Behinderung als Menschen mit Gefühlen wahrnimmt und auf sie Rücksicht nimmt. An der Arbeit im BMB gefällt ihr besonders „die Zusammenarbeit mit Menschen mit körperlichen Einschränkungen“, und vor allem „Das Gefühl, dass ich etwas bewegen kann.“

Hintergrundinformationen zum Beirat für Menschen mit Behinderung in Karlsruhe

Der Beirat wurde im November 2003 als erster seiner Art in Baden-Württemberg gegründet, um die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung auf kommunaler Ebene in die Politik einzubringen, in Karlsruhe vertritt er mehr als 23.000 Bürger*innen. Er steht dem Gemeinderat der Stadt in beratender Funktion zur Seite. Seit 2016 wird der BMB in seiner Arbeit durch die kommunale Behindertenbeauftragte unterstützt.

Die aktuell 12 stimmberechtigten Mitglieder und deren fünf Stellvertreter*innen sind ehrenamtlich tätig; die Amtsdauer beträgt fünf Jahre. Einzige Voraussetzung ist ein Grad der Behinderung von mindestens 50 Prozent. Die Kandidat*innen werden nominiert bzw. treten als Einzelpersonen an. Sie stellen sich Vertretern von Gruppen, Organisationen und Vereinen aus Karlsruhe zur Wahl, die sich mit den Belangen von Menschen mit Behinderung befassen.

Der BMB ist so organisiert, dass alle Arten von Beeinträchtigungen repräsentiert werden. Bei Bedarf stehen den Mitgliedern ebenfalls ehrenamtlich tätige Assistent*innen zur Verfügung.

Als Expert*innen für ihre eigenen Belange beraten die Mitglieder nicht nur, sondern regen auch eigene Projekte an und vertreten Anliegen von Bürger*innen. Der Beirat fungiert als Schnittschnelle zu Politik und Verwaltung, den Menschen mit Behinderung sowie zu Vereinen, Gruppen und Organisationen. Verschiedene Arbeitsgruppen widmen sich Themenschwerpunkten wie Arbeit und Bildung, Barrierefreies Bauen und Wohnen, Gesundheitswesen, Öffentlichkeitsarbeit und ÖPNV. Der BMB stellt ferner Vertreter*innen für verschiedene städtische Ausschüsse und andere Gremien wie z.B. dem Fahrgastbeirat des KVV.

Der Beirat kommt bis zu sechs Mal im Jahr zusammen, daneben stehen die Sitzungen der einzelnen Arbeitsgruppen an. Mit Vertretern aus Politik und Verwaltung pflegt man regelmäßige Kontakte. Dazu kommen Fachgespräche, Tagungen, Aktionstage und andere Veranstaltungen. Von besonderer Bedeutung sind Vor-Ort-Begehungen von Gebäuden, Bauprojekten und dem öffentlichen Raum, wo die Mitglieder die Verhältnisse auf deren Barrierefreiheit testen.

Um seine Arbeit effektiv zu gestalten, ist es dem BMB ein großes Anliegen in Projekte aller Art möglichst frühzeitig und umfassend miteinbezogen zu werden.

Zum Vorsitzenden des neues Beirats für Menschen mit Behinderung wurde erneut Arthur Budnik gewählt.

Foto: Sauermost
Svenja Schlee an ihrem Arbeitsplatz in der HWK-Betriebsstätte Neureut.